Biofilter einfahren mit Ammoniumbicarbonat

Heute geht es darum, wie man den biologischen Filter für ein japanisches Goldfischbecken Schritt für Schritt mit Ammoniumbicarbonat (NH₄HCO₃) einfährt. Wir klären, warum man es braucht, wie man die richtige Dosierung berechnet und worauf man während des Einfahrens achten muss.

Viel Spaß beim Lesen.

Warum ein Biofilter einfahren?

Der biologische Filter wandelt Ammonium (NH₄⁺) bzw. Ammoniak (NH₃) zuerst in Nitrit und anschließend in Nitrat um. Da ohne Fische keine messbaren Stickstoffverbindungen ins Wasser gelangen, müssen wir deren Ausscheidungen simulieren. Woher stammen Ammonium und Ammoniak? Goldfische nehmen mit der Nahrung Proteine auf, spalten diese in Aminosäuren und nutzen sie für Energie und Wachstum. Überschüssiger Stickstoff aus den Aminosäuren wird vor allem in der Leber zu Ammoniak (NH₃) umgewandelt. Über die Kiemen scheidet der Goldfisch dieses Ammoniak ins Wasser aus.

Abhängig von pH-Wert und Temperatur stellt sich im Wasser ein Gleichgewicht zwischen Ammonium (NH₄⁺) und Ammoniak (NH₃) ein:

Wenn der Filter nicht vollständig eingefahren ist, fehlt es an ausreichend nitrifizierenden Bakterien. Daraus ergeben sich für deine Fische folgende Auswirkungen:

  • Hohe Ammoniakkonzentration Ungebundenes NH₃ ist extrem giftig. Es greift Kiemenepithelien an, behindert den Sauerstoffaustausch und verursacht Schleimhautreizungen.

  • Hohe Nitritwerte Nitrit (NO₂⁻) blockiert in hoher Konzentration den Sauerstofftransport im Blut (Methemoglobinbildung). Fische ersticken trotz ausreichender Sauerstoffwerte im Wasser.

  • Wachstumsverzögerung und Vermehrungsprobleme Dauerhafte Schadstoffbelastung hemmt die Entwicklung juveniler Fische und reduziert die Reproduktionsfähigkeit.

  • Erhöhte Sterblichkeit In akuten Fällen kommt es zu Massenausfällen, vor allem bei Jungfischen und empfindlichen Arten.

Entscheidend für die abgegebene Menge an Ammoniak ist der Proteingehalt im Futter, für das Biofilter einfahren mit Ammoniumbicarbonat.

Beispiel: Aufzuchtbecken

In meinen Aufzuchtbecken verfüttere ich täglich maximal 50g Futter. Bei einer täglichen Futterquote von etwa 2% der Fischmasse entspricht das einer Gesamtmasse von rund 2,5kg Goldfischen.

Mein Futter enthält 38,9% Protein, das heißt in 50 g Futter stecken:

  • 50g × 0,389 = 19,45g Protein.

Goldfische verwerten den Großteil des Proteins. Studien gehen davon aus, dass 8–10% der gefressenen Proteine nicht verarbeitet und wieder ausgeschieden werden. Im Worst‐Case sind das:

  • 10% von 19,45g ≈ 1,945g, gerundet 2g Protein.

Dieses ausgeschiedene Protein liegt nicht in Proteinform vor, sondern wird als Ammoniak (NH₃/NH₄⁺) ins Wasser abgegeben.

Umwandlung von Protein zu Ammoniak

Ammoniak (NH₃) hat folgende molare Masse:

  • Stickstoff (N): 14,01g/mol

  • Wasserstoff (H): 3 × 1,008g/mol = 3,024g/mol

Gesamt: 14,01 + 3,024 = 17,034g/mol

Das Verhältnis von NH₃ zu reinem Stickstoff ist 17,034 / 14,01 ≈ 1,216.

Um aus 2g Stickstoff die entsprechende Ammoniakmenge zu berechnen, rechnest du: 2g × 1,216 ≈ 2,432g NH₃

Diese 2,432g Ammoniak fallen also täglich an und sollen nun in Form von Ammoniumbicarbonat (NH₄HCO₃) zugegeben werden.

Umrechnung auf Ammoniumbicarbonat

Der Zerfall von Ammoniumbicarbonat läuft nach folgender Gleichung ab:

NH₄HCO₃ → NH₃ + CO₂ + H₂O
 

Es entsteht also 1 Mol Ammoniak, 1 Mol Kohlenstoffdioxid und 1 Mol Wasser. Damit bleiben im Becken keine unerwünschten Stoffe zurück:

  • Ammoniak wird später im biologischen Filter zu Nitrat umgewandelt.

  • CO₂ entweicht durch Belüftung.

  • Das zusätzliche H₂O ist unproblematisch.

Molare Masse von NH₄HCO₃

Bestandteil Atomanzahl Atommasse (g/mol) Anteil (g/mol)
Stickstoff (N)
1
14,01
14,01
Wasserstoff (H)
5
1,008
5,04
Kohlenstoff (C)
1
12,01
12,01
Sauerstoff (O)
3
16,00
48,00
Summe NH₄HCO₃
73,06

Die molare Masse von Ammoniumbicarbonat (NH₄HCO₃) beträgt 79,06 g/mol, die von Ammoniak (NH₃) 17,03 g/mol. Setzt man diese Werte ins Massenverhältnis, ergibt sich:

79,06 g/mol ÷ 17,03 g/mol ≈ 4,64

Somit braucht man für jedes Gramm Ammoniak das 4,64-fache an Ammoniumbicarbonat.

Für 2,432g Ammoniak:

2,432g NH₃ × 4,64 ≈ 11,28g NH₄HCO₃

Auf diese Weise erhältst du die korrekte Tagesdosis, um 2,432g Ammoniak mit Ammoniumbicarbonat zu simulieren.

Biofilter einfahren mit Ammoniumbicarbonat

Du musst also täglich 11,3g Ammoniumbicarbonat dem Becken hinzufügen, um die Futtermenge von 50g zu ersetzen.

Dies musst du so lange tun, bis die Ammonium-/Ammoniak- und Nitritwerte unterhalb der Grenzwerte liegen. Dann ist dein Filter eingefahren, und du kannst deine Fische einsetzen und direkt mit der Fütterung beginnen, ohne dass sich dein Filter erst darauf einstellen muss.

Wichtig ist, dass du während der gesamten Einfahrzeit die Karbonathärte und den pH-Wert im Auge behältst. Andernfalls wird die Karbonathärte aufgebraucht, es kommt zum Säuresturz, deine Bakterien sterben ab und du musst von vorne beginnen.

Wichtig: Niemals mit Fischen im System durchführen! Durch die hohen Ammonium- und Nitritwerte werden die Tiere leiden oder sogar sterben.

Rechner

Um alles etwas zu vereinfachen, habe ich dafür einen Rechner erstellt. Er zeigt dir die exakten Werte an, nicht die gerundeten:

Futtermenge pro Tag
g
Proteingehalt
%

Wie fährst du deine Filter ein und welche Erfahrungen hast du dabei gesammelt? Lass es mich in den Kommentaren wissen.

Bis zum nächsten Mal!

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