Nitrit und Salpetrige Säure
Das ist der 2. Teil, rund um das Thema Wasser und Wasserwerte, jeden Mittwoch erscheint hier ein neuer Blogbeitrag. Um nichts zu verpassen, kannst du den Blog kostenlos abonnieren. Alle Blogbeiträge findest du hier: Wasser
Heute alles über Nitrit und wie du Nitrit messen kannst.
Worum geht es eigentlich?
Wo kommt das Nitrit her? Nitrit entsteht im 1. Schritt der Nitrifikation, hier wird Ammonium zu Nitrit. Bei der Nitrifikation entsteht aber nicht nur Nitrit, sondern auch salpetrige Säure. Ähnlich wie beim Ammonium und Ammoniak, stehen Nitrit und salpetrige Säure im chemischen Gleichgewicht. Das Verhältnis zwischen den beiden ist abhängig von dem pH-Wert, je niedriger der pH-Wert ist, desto höher ist der Anteil an salpetriger Säure.
HNO2 <-> NO2– + H+
(Salpetrige Säure: NHO2; Nitrit: NO2–; Wasserstoff: H+)
Sowohl das Nitrit als auch die salpetrige Säure ist giftig für deine Fische, es gilt also beides zu vermeiden.
Wie hoch sollte dein Nitritwert sein?
Im besten Fall liegt dein Nitritwert unter der Nachweisgrenze, Werte bis zu 0,1mg/l sind völlig OK. Alles, was darüber liegt ist zu hoch und führt früher oder später zu Schäden an deinen Fischen oder sogar zum Verlust. Der Grenzwert für salpetrige Säure liegt in der Teichwirtschaft bei Karpfen bei 0,0004 mg/l, also 0,4µg/l. Da das Verhältnis unter anderem vom pH-Wert abhängt und Konzentrationen von 0,4µg/l und mehr bei einem Nitritwert von 0,1 mg/l erst ab einem pH-Wert von unter 6 auftreten, brauchst du nur den Nitritwert betrachten, da wir unsere Goldfische nicht unter einem pH-Wert von 6,5 halten wollen. Jetzt aber keine Panik, sollte dein Nitritwert an einem Tag mal bei 0,2 mg/l oder 0,3 mg/l liegen, werden davon deine Fische nicht schlagartig krank. Sollte der Wert dauerhaft über 0,1mg/l liegen, der Wert jenseits der 0,3mg/l sein oder deine Fische Symptome zeigen, dann musst du hier handeln.
Wie macht sich eine Nitritvergiftung bemerkbar?
Wenn deine Fische schwer atmen, ständig an der Wasseroberfläche nach Luft schnappen und/oder starke Kiemenbewegungen haben, kann dies ein Zeichen für eine Nitritvergiftung sein. Häufig kommt es dann auch noch dazu, dass sich deine Fische scheuern, um den „Fremdkörper“ wieder aus den Kiemen zu bekommen.
Nitritvergiftung? Was tun, wenn die Werte zu hoch sind?
Deine Fische nehmen das giftige Nitrit über ihre Chloridzellen, salpetrige Säure über ihre Epithelzellen auf. Da wie oben beschrieben, die salpetrige Säure im Normalfall für uns keine Rolle spielt und die gleich beschriebene Linderung nicht für salpetrige Säure funktioniert, konzentrieren wir uns hier nur um das Nitrit. Die erste Maßnahme sollte immer ein großer Wasserwechsel von 50% oder auch mehr sein, der halbiert natürlich auch den Wert der salpetrigen Säure. Sollte der Wert aber immer wieder ansteigen, da dein Filter beispielsweise noch nicht eingefahren ist. Kannst du das Wasser mit normalen Kochsalz aufsalzen auf 0,1 ‰ bis 0,15 ‰. Dadurch wird natürlich nicht das Nitrit entfernt, aber man schafft eine Konkurrenz, zwischen Nitrit und den Chlorid-Ionen, die aus dem Kochsalz kommen. Die Chloridzellen sind eigentlich dafür da, den Salzhaushalt innerhalb deiner Fische zu steuern.
Blöderweise lassen sie auch Nitrit durch und das Nitrit dockt sich, anstatt Sauerstoff, an die roten Blutkörperchen an, dadurch entsteht eine Unterversorgung an Sauerstoff bei deinen Fischen, sie haben Atemnot. Hier kommen jetzt die Chlorid-Ionen zum Einsatz, sie blockieren sozusagen alle Chloridzellen, sodass kein Nitrit mehr hindurchkommt. Deine Fische können wieder Sauerstoff aufnehmen. Das sollte natürlich kein Dauerzustand sein, aber um größere Schäden oder den Verlust deiner Fische zu vermeiden, sollte diese Lösung in Betracht gezogen werden. Um das Thema Aufsalzen werde ich mich hier separat noch einmal beschäftigen.
Wie kannst du deinen Nitritwert erhöhen?
Es gibt keinen Grund dies zu tun.
Wie kannst du deinen Nitritwert senken?
Du kannst einen Wasserwechsel machen, aber nach einiger Zeit wird der Wert wieder im Bereich vor dem Wasserwechsel liegen. Es wird einfach zu viel Nitrit produziert und zu wenig davon abgebaut. Wie beim Ammonium kommt das häufig in der Einfahrzeit des Filters vor, hier haben sich einfach noch zu wenig Bakterien angesiedelt, die das Nitrit in Nitrat umwandeln. Auch wenn du von heute auf morgen, doppelt so viel fütterst, müssen sich die Bakterien erst einmal darauf einstellen und sich entsprechend vermehren. Nitrobacter, Nitrococcus und Nitrospina sind diese fleißigen Helfer, die Nitrit in Nitrat umwandeln. Auch hier gilt, um langfristig die Werte im optimalen Bereich zu halten, brauchst du einen entsprechenden Filter, der für diese Abbauleistung auch ausgelegt ist. Du könntest auch den Wert mit Einsatz von Ozon senken, doch das macht man nicht so nebenbei und erfordert viel Fachwissen.
Nitrit Peak
Der Nitrit Peak verhält sich ähnlich wie der Ammonium Peak. Es ist ein Peak, der dem Ammonium Peak nachgelagert ist. Stell dir vor, deine Nitrosomonas, Nitrosospira und Nitrosococcus produzieren jetzt Nitrit aus dem Ammonium/Ammoniak. Doch wohin mit diesem ganzen Nitrit, am Anfang oder bei Änderung der Futtermenge stehen noch keine Abnehmer bereit. Die müssen sich ähnlich wie beim Ammonium/Ammoniak-Abbau erst an die neue Situation anpassen. Es ist also ein völlig normaler Prozess. Auch hier wird dein Nitritwert stetig steigen, bis zu dem Punkt, an dem ausreichend Bakterien vorhanden sind, die die täglich produzierte Menge Nitrit zu Nitrat umwandeln können. Danach sinkt der Nitritwert wieder und das System hat sich auf die aktuelle Situation eingespielt. Hier noch einmal die Grafik aus dem Ammonium/Ammoniak Blog zur Veranschaulichung.

Wie kannst du dein Nitritwert messen?
Teststreifen
Die günstigste aber auch die ungenauste Methode ist das Messen über Teststreifen, die es günstig zu erwerben gibt. Hier musst du nur den Teststreifen ins Wasserhalten und danach die Farbe vergleichen. Genaue Messergebnisse sind damit nicht zu erzielen, die Abstufung ist zu grob, auch sieht jeder Mensch Farben anders und so kann es hier zu falschen Werten führen.
Tröpfchentest
Genauer wird es mit einem Tröpfchentest, hierzu wird eine definierte Menge an Wasser in ein Reagenzglas gegeben. Danach wird eine genaue Anzahl an Tröpfchen der Testlösung hinzugegeben und nach einer Wartezeit kann die Farbe der Testlösung mit einer Skala verglichen werden. Durch trübes Wasser kann dein Ergebnis beeinflusst werden, aus diesem Grund gibt es Anbieter, die den Test mit einem Komparator anbieten. Jetzt wirst du dich sicher fragen, was ist ein Komparator? Ganz einfach, du hast zwei Reagenzgläser, mit dem einem verfährst du wie oben beschrieben, das andere Reagenzglas füllst du einfach mit deinem Teichwasser. Anschließen fährst du über die Skala, (Testlösung über weiß, Teichwasser über die Farbskala) bis beide Farben übereinstimmen. So gleichst du die Verfärbung des Wassers aus und erhältst ziemlich genaue Messwerte.

Photometer
Bei der photometrischen Auswertung der Wasserwerte, musst du im Vorfeld auch eine Messlösung mittels Tröpfchentest ansetzen. Anschließend wertest du aber nicht selbst diese Probe aus und vergleichst sie mit einer Farbskalar, sondern das übernimmt, sehr viel zuverlässiger das Photometer für dich. Klar ist die Anschaffung teurer als ein reiner Tröpfchentest, aber dafür ist diese Methode auch um einiges genauer.
Meine Empfehlung für dich, starte mit dem Tröpfchentest, dieser Test ist genau genug, um kritische Werte zu erkennen. Wenn du sehr exakte Werte haben möchtest, kommst du aber an einem Photometer nicht dran vorbei.
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