Wachstumsüberwachung bei Goldfischen Teil1

Heute geht es um die Wachstumsüberwachung bei Goldfischen. Dies wird ein Mehrteiler. Sobald der zweite Teil online ist, werde ich ihn verlinken.

PS. Grüne Links verweisen immer auf Blogs auf meiner Seite.

Viel Spaß beim Lesen.

Worum geht es eigentlich?

Wenn man wissen möchte, wie man seine Katze oder seinen Hund richtig ernähren soll, muss man nicht lange suchen: Im Internet, in Büchern und in Videos findet man unzählige Berichte. Anders sieht es bei Fischen aus – man wird meist nur in Richtung der Aquakulturen fündig, und wenn man spezielle Fragen zu Goldfischen hat, findet man kaum Artikel dazu. Was also tun, wenn man nicht einfach nachschlagen kann? Meistens hilft es nur, eigene Erfahrungen zu sammeln. Und darum geht es heute hier in diesem Blog und auch im nächsten. Da es nicht genügt, einfach Futter ins Wasser zu werfen, habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie ich vorgehen werde.

Hier das Setup. Im Grunde benötigt es nicht viel: sieben Futterdosen – je eine für jeden Wochentag –, eine Feinwaage für das Futter, eine Küchenwaage, die die Fische samt Wasser wiegen kann, und eine Tabelle, in der ich die Daten eintrage. Da ich die Fische nicht jede Woche vermessen möchte, um zu viel Stress zu vermeiden, zeichne ich nur die Gewichtszunahme auf.

Die Tabelle ist so programmiert, dass sie mir automatisch die jeweilige Futtermenge berechnet. Ich muss also nichts weiter tun, als täglich die Daten einzutragen und am Anfang der Woche das Futter abzuwiegen, das ich dann pro Tag verfüttere.

Verwendetes Futter

Zusammensetzung

Fischmehl, Maisstärke, Weizen­mehl, Spirulina (10 %), Weizenkeime, Brauerei­hefe, Fischöl, Mannan-Oligo­saccharide (0,7 %), Gammarusmehl, Weizenkleber, Krillmehl, Brenn­nessel, Luzerne, Petersilie, Grünlippmuschelfleischmehl, Seealgenmehl, Paprika, Spinat, Karotten, Knoblauch, Haematococcus-Algen, Bockshornkleesamen, Fenchelsamen, Anissamen.

Zusatzstoffe

Vitamine und Provitamine: 3a672a/Vit. A 14.400 IE/kg, 3a671/Vit. D3 1.800 IE/kg, 3a700/Vit. E 180 mg/kg, 3a820/Vit. B1 18 mg/kg, 3a825i/Vit. B2 18 mg/kg, 3a312/stab. Vit. C 180 mg/kg.

Qualitätsanalyse

Nummer Inhaltsstoff Prozentualer Anteil
1
Rohprotein
39,5%
2
Rohfett
9,0%
3
Rohfaser
2,5%
4
Feuchtigkeit
5,0%
5
Rohasche
8,0%

Das Tabellenblatt im Detail

Was macht die Tabelle eigentlich? Am Anfang ist die Tabelle leer. Ich trage also die Anfangsdaten unter Punkt (12) in die Tabelle ein. Hier werden das Startgewicht, die Anzahl der Fische und das FCR (Feed Conversion Ratio – auf Deutsch: Futterkonversionsverhältnis) eingetragen. Dieses Verhältnis gibt an, wie viele Kilogramm Futter benötigt werden, um eine Einheit an Körpermasse zu erreichen. Das FCR berechnet sich als:

FCR = Fischfutter / Gewichtszunahme

Wenn ein Fisch 2 kg Futter aufnimmt und damit 1 kg an Körpergewicht zunimmt, hat er ein FCR von 2 (also 2/1 = 2). Den Anfangswert habe ich auf 1,5 geschätzt und bin damit gestartet. Unter Punkt (15) wird zudem die Futtermenge in Prozent eingetragen – hier gebe ich an, dass ich 3 % des Körpergewichts pro Tag füttern möchte. Auch dieser Wert ist eine Annahme und beruht auf den Empfehlungen für die Koiaufzucht. Mehr muss gar nicht getan werden, denn die Tabelle berechnet nun unter Punkt (7) die tägliche Futtermenge, unter Punkt (8) die geschätzte Gewichtszunahme sowie unter Punkt (9) das neue, geschätzte Gesamtgewicht.

Dokumentation zusätzlicher Werte

Der Punkt (10) dient als Fütterungshilfe. Da in der Dose das Futter für den gesamten Tag enthalten ist, ist es schwer abzuschätzen, wie viele Gramm Futter tatsächlich verfüttert wurden. Deshalb wird nach jeder Fütterung das Gewicht inklusive Dose erfasst, sodass die gesamte Dose einfach gewogen werden kann.

Außerdem werden die Wasserwerte zu Beginn (17) und am Ende (18) dokumentiert, um bei Bedarf eingreifen zu können. Die Gesundheit der Fische wird beurteilt, die Wassertemperatur erfasst und festgehalten, ob von Hand oder über den Futterautomat gefüttert wurde. Unter Punkt (11) können zudem die täglichen Ereignisse erfasst werden.

Nummer Erklärung Nummer Erklärung
1
Wochentag und Datum
2
Fütterungen am Tag, in der Praxis werden diese noch weiter aufgeteilt
3
Vitalcheck Fischgesundheit
4
Wassertemperatur zum Zeitpunkt der Fütterung
5
Gewicht der Futterration für eine Fütterung
6
Art der Fütterung, von Hand oder über den Futterautomat (üFA)
7
Berechnete Gesamtfuttermenge für den Tag
8
Geschätzte Gewichtszunahme der Fische für diesen Tag
9
Neues geschätztes Gesamtgewicht, am Tagesende nach den Fütterungen
10
Kontrollgewicht inklusives des Gewichtes der Dose. Nach der ersten Fütterung muss die Dose 30,1g wiegen
11
Allgemeine Bewertungen
12
Anfangsdaten vom Sonntag des erstens Tages
13
Enddaten vom Samstag des letzten Tages
14
Delta Werte Enddaten minus Anfangsdaten
15
Geplantes Futtergewicht, hier 3% vom Körpervolumen
16
Berechnete Futtermenge für die gesamte Woche
17
Wasserwerte zum Start am ersten Tag
18
Wasserwerte zum Ende am letzten Tag
19
Delta der Wasserwerte Ende minus Start

Wachstumsüberwachung bei Goldfischen: Die erste Woche

Ich starte die erste Woche mit einem Gesamtgewicht von 690g, verteilt auf 40 Fische; das heißt, im Schnitt wiegt jeder Fisch etwa 17,3g. Als FCR nehme ich 1,5 und setze eine Futtermenge von 3 % des Körpergewichts pro Tag fest, wodurch sich für den ersten Tag eine Futtermenge von 20,7g ergibt. Wenn man sich die Tabelle genau anschaut, sieht man, dass die Futtermenge jeden Tag ein bisschen steigt – das liegt daran, dass ich von einer geschätzten Gewichtszunahme ausgehe und sich dementsprechend das Gesamtgewicht erhöht. Die Fische habe ich nur zu Beginn gewogen.

Am Sonntag führe ich einen Teilwasserwechsel durch und messe danach die Wasserwerte. Die Wasserwerte sind nicht auffällig, sodass die Wachstumsüberwachung der Goldfische starten kann. Ich wiege die Futterportionen für die sieben Tage ab, füttere nach Futterplan und dokumentiere alle Werte sowie besondere Vorkommnisse. Am Donnerstag habe ich die Karbonathärte gemessen und auf 1,5‰ aufgesalzen, damit Nitritspitzen ungefährlich bleiben. Da die Futterrate jeden Tag steigt und der Filter eine gewisse Zeit benötigt, um mit den Belastungen klarzukommen, wird das System weiterhin engmaschig überwacht.

Fazit der ersten Woche

Den Fischen geht es durchweg super – sie sind fit und agil. Ich habe jedoch festgestellt, dass die Futtermenge von 3 % des Körpergewichts zu hoch ist, da die Fische es gerade so über den Tag fressen konnten. Die Wasserwerte am Ende der Woche zeigen einen erhöhten Nitritwert, der jedoch noch nicht schädlich ist. Zusätzlich schützt das Salz vor Vergiftungen. Die Fische haben nun ein Gesamtgewicht von 854g, was einer Zunahme von 164g entspricht, einem neuen FCR von 0,94 und einem durchschnittlichen Gewicht von 21,4g pro Fisch.

Wachstumsüberwachung bei Goldfischen: Die zweite Woche

Für die zweite Woche übernehme ich die Enddaten der ersten Woche als Startdaten. Zusätzlich reduziere ich die Futtermenge auf 2,5 %, wodurch sich eine Futtermenge von 161,9g für die gesamte Woche ergibt. Am Sonntag führe ich wieder einen Teilwasserwechsel durch und messe sowie dokumentiere die Wasserwerte. Am Donnerstag habe noch einmal den Salzgehalt gemessen und wieder auf 1,5‰ aufgesalzen.

Fazit der zweiten Woche

Die Goldfische sind nach wie vor topfit. Durch die geringere Futtermenge von nur noch 2,5 % des Körpergewichts ergibt sich in dieser Woche ein höherer FCR-Wert von 1,43 und die Gewichtszunahme von 113g liegt deutlich unter der Zunahme der ersten Woche. Dennoch werde ich bei den 2,5 % bleiben, um die Goldfische nicht zu stark zu belasten. Nach der zweiten Woche haben die Goldfische ein Gesamtgewicht von 967g, was einem Durchschnittsgewicht von 24,2g pro Fisch entspricht.

Wachstumsüberwachung bei Goldfischen: Die dritte Woche

Den Nitratwert konnte ich durch den regelmäßigen Teilwasserwechsel nicht signifikant senken. Der Phosphatwert stieg sogar, wobei ich von einem Messfehler ausgehe. Auffällig ist die Karbonathärte, die am Sonntag nach dem Wasserwechsel bereits nur 4 °dH betrug. Deshalb werde ich die Karbonathärte nun in kürzeren Abständen messen, um gegebenenfalls eingreifen zu können. Als Startwerte verwende ich wieder die Endwerte der Vorwoche und die Futtermenge bleibt gleich.

Fazit der dritten Woche

Die Goldfische sind gut drauf, haben in der dritten Woche aber einen noch höheren FCR-Wert von 2,05. Die Gewichtszunahme beträgt 87 g, wodurch die Goldfische nun ein Gesamtgewicht von 1054g erreichen. Die Karbonathärte liegt am Ende wieder bei 2 °dH, weshalb ich für die nächste Woche den Wert vorab erhöhen werde, bevor der pH-Wert zu stark sinkt.

Fazit der ersten drei Wochen

Die Wachstumsüberwachung bei Goldfischen zeigte, dass in der ersten Woche die größte Gewichtszunahme stattfand, während in den beiden folgenden Wochen die Zunahme deutlich zurückging. Das Futterkonversionsverhältnis entwickelte sich wie folgt:

  1. Woche: 0,94

  2. Woche: 1,43 (+0,49)

  3. Woche: 2,05 (+0,62)

Dementsprechend hat sich auch das Gesamtgewicht verändert. Im nachfolgenden Diagramm ist die Entwicklung gut zu erkennen. Ausgehend von einem Startgewicht von 690g hat sich das Gesamtgewicht wie folgt entwickelt:

  1. Woche: 854g (+164g)

  2. Woche: 967g (+113g)

  3. Woche: 1054g (+87g)

Was nicht dokumentiert wurde, ist die Größe der Fische. Aber natürlich sind die Fische nicht einfach nur fett geworden, sondern parallel auch gesund gewachsen.

Das durchschnittliche Gewicht pro Fisch hat sich von anfänglich 17,3g folgendermaßen entwickelt:

  1. Woche: 21,4g (+4,1g)

  2. Woche: 24,2g (+2,8g)

  3. Woche: 26,4g (+2,2g)

Das finde ich erstaunlich, denn in drei Wochen haben die Fische somit 9,1g zugenommen, was 52,6% ihres Körpergewichts entspricht.

Es zeigt mal wieder, dass die Biologie nicht so einfach zu beherrschen ist wie die Physik. In der Physik fällt ein Apfel auf der Erde stets auf den Boden. In der Biologie hingegen fällt er manchmal nach unten, nach links oder nach rechts – oder scheint gar zu schweben. Aber genau das macht die Wachstumsüberwachung bei Goldfischen so spannend: Wenn die Goldfische in drei Wochen ihr Gewicht um 50 % ihres Ausgangsgewichts zunehmen, wie wird es dann in sechs Wochen aussehen? Haben sie ihr Gewicht dann verdoppelt? Das werden wir im nächsten Blog herausfinden.

Bis zum nächsten Mal.

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